Vor knapp 10 Jahren hatten Norbert Heinrichs, Ralf Schmitz und ich mal eine Reihe Biber aufgelegt. Ein paar davon fahren heute noch. Die Biber fuhren immer astrein, von Anfang an. Man darf nur keine Torpedos drunterschrauben, dann fährt das Ding wie ein Sack Muscheln. 

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Vor einiger Zeit fand ich im Internet eine Anfrage von Jörn Pietzko, der auf der Suche nach Torpedos für seine 1:10 Biber und Seehund war. Mehr aus Langeweile (und weil ich mir nen neuen Drucker zugelegt hatte) habe ich im Urlaub damit fortgefahren, die 3D Modelle eines Torpedos zu beenden, mit denen ich ein paar Wochen vorher begonnen hatte.Gleichzeitig hatte ich eher zufällig auf dem Speicher zwei alte Rümpfe gefunden, die ich für einen damaligen Interessenten mal gemacht hatte, die aber nie abgegriffen wurden. Zwar ein wenig verstaubt, aber dank Epoxydharz immer noch in bester Verfassung.

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Einer davon sollte wieder zum Leben erweckt werden. Leider hatte ich keine Türme mehr, aber Ralf Schmitz konnte da aushelfen. Just zu der Zeit verkaufte er seinen gesamten Modellbaubestand, unter dem sich auch noch 2 alte Resintürme befanden. Leider nicht in bestem Zustand, aber immerhin.

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Als Erstes wurde einer der Türme zu Norbert Brüggen geschafft, sodass er eine Silikonform draus machen konnte. Er hat das ganze Zeugs dafür da, da lohnt sich das an Lager legen von Silikon nicht wirklich. Nach einiger Zeit hatte ich dann einen recht massiven Turm in den Händen aus dem man durch einige Nacharbeit etwas machen konnte. Die Silikonform gabs dazu. Hat zwar nen Haufen Kohle gekostet, aber so kann man immer nochmal nen Turm nachmachen. Das taumeln ist nicht wirklich schwierig, pro Turm gehen da um die 100g Resin drauf.

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Natürlich müssen später die Fenster ausgeschnitten werden. Dummerweise habe ich im späteren Verlauf noch einige Veränderungen am Turm vorgenommen, die im Urmodell des Turms und damit in der Form besser aufgehoben wären, aber das wusste ich damals noch nicht. Egal, soviel Türme werden nicht aus der Form gezogen werden...
Die Rumpfteile des Bibers wurden wie gehabt erst einmal an den Schnittkanten etwas beigeschnitten und geschliffen, sodass sie mit Sekundenkleber zusammengeklebt werden konnten. Der Rumpf des Vorbilds besteht aus drei Teilen die zusammengeschraubt werden. An diesen Stellen habe ich den Rumpf des Modells ebenfalls geschnitten und jeweils um einen 10mm breiten Streifen verkürzt.

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Hier werden später die beiden pilzförmigen Verschlüsse eingeklebt und somit erhalte ich wieder die originale Länge. Die Verschlüsse ergeben sich aus dem Querschnitt des Rumpfs. Ein Bajonettverschluss hätte einen maximalen Aussendurchmesser von 75 mm, also irgendwas um die 65 mm Innendurchmesser. Da passt nicht wirklich viel durch, wenn es auch anders geht. Die Verschlüsse damals bei den ersten Booten waren genauso, und haben immer astrein funktioniert und dicht wenn die richtig zusammengebaut waren.

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Mit dem pilzförmigen Querschnitt kann man schon etwas anders arbeiten, da passt etwas mehr durch und man hat einen besseren Zugriff auf die Innereien und den Akku. Die alte Deckeltechnik aus den 70ern würde natürlich auch gehen, ist dann halt Kacke... ;-)

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Als nächsten Schritt wurde der Rumpf auslaminiert, die Rumpfschalen selbst hatte ich schon damals sehr dünn laminiert sodass die nun verstärkt werden mussten.
Als Anhaltspunkt für den Neubau wurden die alten Bilder zugrunde gelegt. Leider fehlten einige Maße und, aber das sollte ich erst später sehen, waren einige wichtige Änderungen in der CAD Zeichnung nicht aktualisiert, sodass stellenweise Einiges doppelt gemacht werden musste.
Die mehrteiligen Verschlüsse wurden zusammengeklebt, ebenfalls der Technikträger. Dieser besteht aus einer gefrästen GFK Platte welche auf zwei Messingröhrchen geklebt ist. In denen laufen die beiden M4 Gewindestangen, die alles zusammenhalten. Mit zum Technikträger gehört ein vorderer Spant, dieser ist mit dem Technikträger verklebt und über 2 Winkel versteift.

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So ausgerüstet gings nach Holland in den Jahresurlaub. Dort gab es genug Gelegenheit am Rumpf zu arbeiten. Kleben, schleifen und spachteln halt. Einige der originalen Details auf dem Rumpf waren überarbeitenswert. Die Schweissnähte sahen zum Beispiel ziemlich nach Wollfaden aus...

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Ich habe mich dann entschlossen das komplette Boot abzuschleifen. Dabei sah ich, dass die Verschlussringe an einigen Stellen minimal zu klein geraten waren. Das liess sich nicht wegschleifen und musste also beigespachtelt werden. Für die erste Aktion nach dem Urlaub wurde also eine Schablone gezeichnet die als Trennung zwischen die Rumpfteile gesteckt werden konnte. Damit konnte nun rechts und links neben der Schablone aufgespachtelt werden ohne das der Spachtel die Rumpfteile miteinander verklebt. Nach aushärten des Spachtels und entfernen der Schablone konnten die Unebenheiten perfekt auf benötigtes Maß beigeschliffen werden.

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Wie auch damals ist der innere Aufbau des Bibers betont unspektakulär. In einer Aussparung des Technikträgers liegt der 50mm Tauchtank.

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Dieser besteht aus einem Marley Rohr aus dem Baumarkt. Dieses Rohr hat die benötigten 50mm Innendurchmesser für den Airzet Ring. Angetrieben wird das Ganze über einen kleinen ESCAP Getriebemotor. Zum Ansteuern habe ich einen einfachen 2K Schalter von MoMo genommen, dieser ist ohne proportionaler Ansteuerung.

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Die Servos sind Miniaturservos von Hobbyking. Schon oft eingesetzt, immer zuverlässig und dabei schnell. Wie beim ersten Biber habe ich LiFePo Akkus in einer 3S2P Anordnung eingesetzt. Als Motor findet ein Roxxy 2827-34 mit passendem 9A Roxxy Regler Verwendung. Obwohl der Fahrregler von Robbe ein eingebautes BEC hat, habe ich ein externes BEC eingebaut. Das soll 3A können und ist für das bisschen Elektronik mehr als ausreichend. Alles noch in der Kiste gehabt, genau wie der 40er 3 Blatt Propeller aus Messing. Die wasserdichte Welle ist wie immer selbstgemacht. Diesmal ist das Drehteil zur Abdichtung der Welle kein Drehteil, sondern gedruckt. Der neue Drucker druckt hervorragend und die Teile sind stabil und dicht. Ganz anders als bei den anderen... Das Kugellager und der Simmerring passten auf Anhieb perfekt. Einen magnetischen Ein-Ausschalter habe ich diesmal nicht benötigt, wieder kam ein einfacher Mikroschalter zum Einsatz, der durch zuschrauben des Bootes betätigt wird. Dadurch wird einerseits gewährleistet, dass das Boot beim Einschalten anständig zugeschraubt wird, und andererseits beim Ausschalten zur Entlastung der O-Ringe wieder aufgeschraubt wird. An diesem Punkt stellte sich heraus, dass die Gewindestange zu weit herausfuhr. Also war der Tank zu lang. Die Länge des Tanks hatte ich der alten (an der Stelle falschen) CAD Zeichnung entnommen. Nun musste der Tank um 15mm gekürzt werden und auch der Technikträger passte nun ja nicht mehr. Also wurde alles wieder auseinandergekloppt, neu gefräst und zusammengebaut. Ging irgendwie schneller als beim ersten Mal, haha. Dafür passte jetzt alles genau zusammen.
Damit die "aufwändige" Verkabelung durch die ausfahrene Gewindestange des Tauchtanks keinen Schaden nimmt, wurde ein kleines Druckteil erstellt, mit dem ein Kohlefaserrohr (lag gerade rum) in Position gehalten wird. Hierin läuft die Gewindestange.

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Die Kiste war irgendwann mal soweit, dass sie ins Wasser konnte. Weit weg von fertig, aber zu und (naja, fast) dicht. Um einen Überdruck im Boot aufzubauen hatte ich wie gewöhnlich ein Festo Fitting eingebaut in das ein Schlauch eingesteckt werden kann. Damit wird das Boot quasi aufgepumpt. Wird das nicht genutzt, so wird das Fitting mit einem Stopfen geschlossen.
Das Ding sprudelte im Testbecken wie ein Sprudelstein aus gefühlt drei Dutzend Löchern. Ein paar Löcher konnte ich zwar auf die Schnelle abdichten, aber im Heck kamen zu viele Blasen raus. Ich vermutete, dass es am Tank lag der undicht war. Leider konnte ich somit das Boot am nächsten Tag nicht auf dem Modellbautreffen in Bochum zum ersten Mal ins Wasser setzen. In der kommenden Woche bis zum Treffen in Dingden wurden dann die Undichtigkeiten beseitigt und tatsächlich stellte sich heraus, dass der Tank undicht war. Durch ein winzig kleines Loch in der Verklebung von Boden und Rohr drang Luft in den Tank ein und im Heck wieder aus, dort ist der Wassereinlass.
In Dingden war dann die erste, richtige Wasserung. Leider hats an dem Tag fast ausschliesslich in Strömen geregnet, aber das spielte keine Rolle. Der ziemlich beschissen aussehende Biber zog auf Anhieb absolut perfekt seine Runden. Natürlich nicht "meine" Geschwindigkeit, aber ansonsten wirklich gut.

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Der Besuch in Dingden war wetterbedingt schnell vorbei, nun konnte an den Details gefeilt werden. Zuerst wurde der Turm bearbeitet. Nachdem er noch weiter zur Gewichtsreduktion ausgeschliffen wurde, habe ich auch die Wülste um die Fenster und den Kragen am Fuß des Turms entfernt. Erstere wurden durch dünne Druckteile ersetzt. Die Fenster selbst sind aus dem durchsichtigem Kunststoff einer Blisterverpackung. Der Kragen hatte beim anpassen an den Rumpf gelitten, an einigen Stellen war Resin weggebrochen. Das wiederherzustellen hätte zuviel Arbeit gemacht, da war es einfacher, den wegzuschleifen.

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Das Auspuffrohr vom Turm ins Heck habe ich aus Messingrohr hergestellt, beide Teile sind im 90° Winkel verlötet. Beim Auseinanderziehen des Bootes wird dieses Rohr frei stehen, damals habs da schon mal Stabilitätsprobleme das die Lötstelle brach wenn man mal dran kam. Damit das nicht passiert habe ich Glasfaserfäden und Klebstoff angemischt und in den Winkel gefüllt. Der Flansch, der auf dem Rohr sitzt, wurde durch ein GFK Frästeil mit M2 Schrauben und Muttern imitiert. Im Turm habe ich noch einen Zapfen verklebt auf den das Rohr beim zusammenstecken des Rumpfs geschoben wird. Somit wird das Rohr stabilisiert und kann nicht mehr so leicht abbrechen.

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Auf dem Rumpf sind einige Klappen und Entlüftungen angebracht, diese sind mit kleinen Messingnägeln "aufgenietet". Beim einem 1:10er Modell lassen sich sehr gut kleine Messingnägel aus dem Baumarkt benutzen. Natürlich habe ich per Augenmaß zuerst einmal 500 falsche Nägel gekauft, zu grosser Kopf. Kann man bestimmt irgendwann mal brauchen...

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Der Mast besteht aus 5mm und 6mm Kohlefaserrohren. Dazu gibt es ein paar Druckteile die den Mast sehr leicht machen. Alles ist miteinander mit Sekundenkleber verklebt und sehr stabil.

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Als etwas aufwändiger stellte sich die Torpedohalterung heraus. Ich hatte mir ein 5x5mm Messing U-Profil ausgesucht, welches allerdings zusammen mit einem Flachprofil bestellt werden musste. Aus dem Flachmaterial wurden kleine Winkel hergestellt. Diese wurden auf entsprechende Länge geschnitten, gebogen und mit einem 2mm Loch versehen. Mit viel Anpassungsarbeit und Klebstoff wurden Winkel, U-Profil und Rumpf miteinander angepast und verheiratet. Durch das 2mm Loch hindurch wurde ein Loch in den Rumpf gebohrt, etwas mit Klebstoff gefüllt und mit einem kleinen Messingnagel optisch "vernietet". Sah ganz ok aus. Da die Halterung auch entlang der Trennlinie Mittelteil/Heck verläuft, musste das U-Profil ebenfalls an der Stelle getrennt werden damit später das Boot noch geöffnet werden kann.

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Natürlich musste das Boot neu getrimmt werden, das wurde an einem Sonntag an unserem zugeschissenen Ententeich erledigt. Es konnte einiges an Blei entfernt werden. Nun wurde es Zeit für des Modellbauers Lieblingsbeschäftigung, schleifen und spachteln. Nach einer ersten Lage Grundierung konnte man ganz gut erkennen wo die Macken waren. Diese wurden wie üblich mit Spachtel und Feinspachtel beseitigt. Zwischendurch immer mal wieder Grundierung aufsprühen, wieder schleifen, spachteln usw. Am Turm wurden noch einige Details angebracht, so ein Lukendeckel mit Bullauge. Dieses besteht aus einem 20mm Uhrenglas, Gerhard Schwalb sei Dank (wie so oft). Das sollte aber erst ganz zum Schluss angebracht werden, quasi als letzter Handgriff. Der Turm ist innen schwarz lackiert damit die unregelmässige Oberfläche nicht durch die recht grossen Fenster zu erkennen ist.
Zum Biber gehören natürlich die Eingangs erwähnten Torpedos, auch wenn das Boot damit Scheisse fährt. Ich habe passend zum Boot 3D gedruckte Torpedos gebaut die nur unters Boot geschraubt werden sollen und ohne Funktion sind. Näheres dazu siehe hier

 

 

 

 

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